Auf dem Rheinsteig über Assmannshausen nach Lorch
Diese Wanderung führt auf dem Rheinsteig von Rüdesheim über das Niederwalddenkmal und Assmannshausen nach Lorch (etwa 17 km Fußweg). Noch vor dem Start sollte man einen Bummel durch Rüdesheim machen. Unterwegs passiert man mehrere schöne Aussichtspunkte – unter anderem am Niederwalddenkmal.
Ab dem Bächergrund führt der Rheinsteig zunächst oberhalb von Lorch entlang (und erst später über einen Zuweg zum Bahnhof, etwa 20 km Fußweg). Ich schlage jedoch einen kürzeren Weg vor, der direkt zum Bahnhof von Lorch führt. In dieser Wanderung sind auch zwei Fahrten mit Seilbahnen hinter Rüdesheim und vor Assmannshausen enthalten. Wer mag, kann die An- bzw. Abstiege auch laufen, wodurch sich der Fußweg um rund drei Kilometer verlängert (auf etwa 20 bzw. 23 km). Die Wanderung entspricht weitgehend der „offiziellen“ Etappe 5 des Rheinsteigs in Süd-Nord-Richtung.
Rüdesheim
Diese Wanderung beginnt am Bahnhof von Rüdesheim, der per Regionalbahn (Rheingaulinie) aus den Richtungen Wiesbaden und Koblenz stündlich erreichbar ist. Von dort aus folgt man zunächst der Rheinstraße in Richtung Ortskern. Dabei kommt man an der Brömserburg (auch Niederburg genannt) vorbei, die aus dem 12. Jahrhundert stammt und in der sich heute das Rheingauer Weinmuseum befindet. Oberhalb davon sieht man die Boosenburg (auch Oberburg genannt) aus der gleichen Zeit, von der nur noch der Bergfried erhalten ist. Direkt an den wuchtigen, mittelalterlichen Turm wurde 1872 eine zartgliedrige, neugotische Villa gebaut. Heute ist die Anlage der Sitz einer Weinkellerei.
Rund 400 Meter ab dem Bahnhof erreicht man die Drosselgasse, in die man nach links einbiegt. Sie ist für ihre zahlreichen Weinstuben und Souvenierläden bekannt und lockt jährlich etwa drei Millionen Besucher aus aller Welt an. Am oberen Ende der 144 Meter langen Drosselgasse biegt man nach rechts in die Obergasse ein und erreicht dann nach wenigen Metern die Talstation der Seilbahn Rüdesheim, die zum Niederwalddenkmal hinauf fährt.
Wer mag, kann aber vorher noch weiter durch den Ort bummeln, wo unter anderem die Sankt-Jakobus-Kirche aus dem 15. Jahrhundert am Marktplatz sehenswert ist. Wer nicht mit der Seilbahn fahren möchte, folgt ab Rüdesheim einfach dem gelb-weiß markierten Zuweg des Rheinsteigs zum Niederwalddenkmal.
Tipp: Nutzen Sie den Komfort der Seilbahn, die zudem einen tollen Ausblick erlaubt.
Niederwalddenkmal
Die Kabinenseilbahn hat eine Länge von rund 1.400 Metern und die Fahrt dauert etwa zehn Minuten. Während man leise durch die Weinberge zum Niederwald hinauf schwebt, kann man den herrlichen Panoramablick auf Rüdesheim und Bingen auf der gegenüberliegenden Rheinseite genießen.
Nahe der Bergstation der Kabinenseilbahn stößt man auf den Rheinsteig, dessen blau-weißen Markierungen man ab jetzt folgt. Zuerst kommt man am Tempel vorbei. Dieser offene Rundbau mit Säulen und Kuppelhaube (Monopteros) stammt aus dem Jahr 1790. Kurz danach gelangt man zum Niederwalddenkmal (etwa 1 km Fußweg ab Rüdesheim, Einkehrmöglichkeit).
Das Denkmal wurde 1883 eingeweiht und erinnert an die Gründung des Deutschen Reiches und die Einigung Deutschlands 1870/71. Die über zwölf Meter hohe Hauptfigur stellt die vor einem Thron stehende Germania dar, also die Personifikation Deutschlands. Daneben gibt es weitere Figuren am Sockel, wie Allegorien für Krieg und Frieden sowie für Vater Rhein und Tochter Mosel, sowie am Haupt- und zwei Seitenreliefs.
Rossel und Rittersaal
Nach dem Niederwalddenkmal führt der Rheinsteig durch den Landschaftspark Niederwald. Dieser wurde Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag des reichen Adeligen Johann Friedrich Karl Maximilian von Ostein angelegt und ist eine der ältesten Parkanlagen im Stil der Romantik. Ostein ließ ab 1764 im Niederwald zwischen Rüdesheim und Assmannshausen ein Jagdschloss bauen und gestaltete auch den Wald nach romantischen Gesichtspunkten um.
So ließ er Wege zu verschiedenen Aussichtspunkten wie den Naheblick anlegen, an dem der Rheinsteig vorbeiführt. Von dort aus hat man einen schönen Ausblick auf Bingen auf der gegenüberliegenden, linken Rheinseite und die Nahemündung. Anschließend führt der Rheinsteig zu den Aussichtspunkten Rossel und Rittersaal (etwa 3 km Fußweg ab Rüdesheim). An beiden Orten wurden von Ostein künstliche „Ruinen“ im romantischen, historisierenden Stil angelegt, von denen man die Aussicht ins Rheintal genießen konnte. (Zu diesen Bauwerken Osteins gehört auch der Tempel beim Niederwalddenkmal.) Während die „Ruine“ Rossel von 1787 noch weitgehend erhalten ist, sind vom Rittersaal von 1792 nur noch Grundmauern erhalten.
Anschließend erreicht man die sogenannte Zauberhöhle, die ebenfalls zu den Bauwerken Osteins im Landschaftspark Niederwald gehört.
Tipp: Nehmen Sie sich unbedingt die Zeit, die künstliche Höhle zu durchqueren.
Aber Vorsicht! Bitte betreten Sie die Zauberhöhle nur am Eingang und laufen Sie nicht in entgegengesetzter Richtung, um Unfälle im Dunkeln zu vermeiden.
Danach gelangt man zum Jagdschloss Niederwald (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit), in dem sich heute ein Hotel mit Restaurant befindet. Es geht ebenfalls auf Ostein zurück, wurde aber in den 1920er Jahren nach einem Brand in veränderter Form neu erbaut. Von dort aus sind es nur noch wenige Meter bis zur Seilbahn Assmannshausen.
Assmannshausen
Wer nicht mit der Sesselbahn fahren möchte, folgt ab dem Jagdschloss Niederwald einfach weiter den blau-weißen Markierungen des Rheinsteig nach Assmannshausen hinab.
Die Sesselbahn hat eine Länge von rund 1.000 Metern und die Fahrt dauert etwa zehn Minuten. Während man sanft durch Wald und Weinberge hinab schwebt, kann man die herrliche Aussicht auf Assmannshausen sowie die Burgen Rheinstein und Reichenstein auf der gegenüberliegenden Rheinseite genießen.
Die Talstation der Sesselbahn befindet sich in der Nähe des Ortskerns von Assmannshausen (fast 4 km Fußweg ab Rüdesheim, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit). Man sollte sich ruhig noch die Zeit nehmen, den Ort ein wenig zu besichtigen. Sehenswert ist dort unter anderem die Heilig-Kreuz-Kirche aus dem 14. Jahrhundert, an der der Rheinsteig direkt vorbei führt.
Der Rheinsteig führt danach auf der anderen Talseite wieder aus dem Ort heraus und steigt zunächst im Zickzack auf Wirtschaftswegen den Hang hinauf. Von dort hat man immer wieder eine tolle Aussicht auf Assmannshausen und das Rheintal.
Nach einigen Kehren verläuft der Weg geradeaus am Hang entlang und erreicht bald den Aussichtspunkt Rotweinlaube. Das kupferne Dach dieser Schutzhütte ist schon von Weitem zu sehen. Von dort aus hat man einen schönen Ausblick auf Burg Rheinstein auf der gegenüberliegenden, linken Rheinseite.
Teufelskadrich
Kurz danach endet der Wirtschaftsweg durch die Weinberge, und der Rheinsteig geht in einen schmalen Waldpfad über. Nach etwa einem Kilometer trifft der Pfad dann auf einen breiteren Forstweg, in den der Rheinsteig scharf nach links einbiegt.
Der Wanderweg erreicht nun das Tal des Speisbaches, den er kurz danach überquert. Man kommt an der Herbert-Lange-Hütte vorbei und erreicht anschließend den Aussichtspunkt Teufelskadrich (9 km Fußweg ab Rüdesheim) mit der Peter-Claus-Hütte. Auf diesem Wegabschnitt hat man immer wieder schöne Ausblicke auf Burg Reichenstein auf der gegenüberliegenden Rheinseite.
Teufelskadrich ist der Name der 416 Metern hohen Erhebung oberhalb dieses Aussichtspunktes, und sie markiert des Abschluss des Taunushauptkamms am Mittelrhein. Die Anhöhe hat ihren ungewöhnlichen Namen vom Teufel, der dort laut einer Sage gelebt haben soll. Kadrich nennt man steile Rinnen, in denen einst Holz vom Hinterland ins Tal befördert wurden. Dieses Wort geht vermutlich auf das lateinische „cataracta“ und das griechische „katarraktes“ für „abschüssig“ oder „tief herabstürzend“ zurück.
Georgs Ruh
Der Rheinsteig führt nach dem Aussichtspunkt weiter durch den Wald am Hang entlang und erreicht nach einer scharfen Rechtswende das Bodental. Anschließend umrundet der Forstweg das Tal, indem er an einem Weiher den Bodentaler Bach überquert und sich dort nach einer Linkswende wieder dem Rhein nähert.
Bald hat man wieder tolle Ausblicke ins Rheintal, so am Ausgang des Bodentals und kurz danach am Aussichtspunkt Georgs Ruh (12 km Fußweg ab Rüdesheim), wo sich auch wieder eine Schutzhütte befindet.
Tipp: Da mehr als die Hälfte der Etappe geschafft ist, kann man dort eine längere Rast machen und den Ausblick genießen.
Auf diesem Wegabschnitt hat man auch immer wieder einen guten Blick auf Burg Sooneck auf der gegenüberliegenden, linken Rheinseite.
Bächergrund
Nach Georgs Ruh führt der breite Wanderweg zwischen Wald und Weinbergen weiter am Hang entlang. Von dort aus kann man schon das Etappenziel Lorch sehen. Anschließend erreicht der Rheinsteig den Taleinschnitt des Bächergrunds.
Noch vor dem ausgeschilderten Parkplatz Bächergrund stößt man auf eine Abzweigung nach links, an der ein Wegweiser zum Bahnhof von Lorch steht (etwa 15 km Fußweg ab Rüdesheim, siehe Bild rechts).
Tipp: Ich empfehle, diese Abkürzung nach Lorch zu gehen.
Der Rheinsteig führt ab dem Bächergrund zunächst oberhalb von Lorch entlang und erst später über einen Zuweg zum Bahnhof (etwa 20 km Fußweg ab Rüdesheim).
Der Nachteil dieser Abkürzung ist, dass man weitere Ausblicke oberhalb von Lorch verpasst. Der Vorteil ist, dass man den Rheinsteig um rund drei Kilometer abkürzt und direkt zum Bahnhof von Lorch gelangt. Doch egal, ob man weiter dem Rheinsteig folgt oder die Abkürzung nimmt: Auf beiden Wegen hat man nicht nur eine herrliche Aussicht auf Lorch, sondern auch auf Niederheimbach mit der Heimburg (auch Burg Hohneck genannt) auf der gegenüberliegenden Rheinseite.
Nachdem man an dem Wegweiser den Rheinsteig verlassen hat, macht der Weg zunächst eine langgestreckte Linkskurve. Danach stößt man auf eine größere Wegkreuzung, an der man nach rechts abbbiegt. Anschließend muss man immer bloß diesem Wirtschaftsweg durch die Weinberge folgen. Kurz vor Lorch muss man an einer Wegkapelle und bei einigen Häusern noch jeweils zwei Spitzkehren hinab gehen, bevor man den Bahnhof erreicht.
Lorch
Die Wanderung endet dann am Bahnhof von Lorch (etwa 17 km ab Rüdesheim). Von dort aus kann man per Regionalbahn (Rheingaulinie) stündlich in Richtung Koblenz oder Wiesbaden fahren.
Tipp: Vor der Abreise sollte man noch Lorch besichtigen.
Neben dem Hilchenhaus aus der Renaissance und den Resten der Stadtbefestigung aus dem Mittelalter sind dort vor allem die Sankt-Martin-Kirche aus dem 14. Jahrhundert und das klassizistische Rathaus von 1815 sehenswert.
Der Aufstieg zur Ruine Nollig lohnt sich dagegen allenfalls wegen der schönen Aussicht. Die Anlage oberhalb des Ortes ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Bei dem Bauwerk aus dem frühen 14. Jahrhundert handelt sich nicht um eine vollständige Burg, sondern vielmehr um einen besonders stark befestigten Wachturm.
- Hier finden Sie allgemeine Informationen über den Rheinsteig, dem diese Wanderung zum großen Teil folgt.
- Hier finden Sie weitere Wanderungen auf dem Rheinsteig bei RheinWanderer.de – Der Blog über Wandern am Rhein.