Auf dem Rheinsteig über Schloss Johannisberg und Kloster Marienthal zum Niederwalddenkmal
Diese Wanderung führt auf dem Rheinsteig von Oestrich-Winkel über die Schlösser Vollrads und Johannisberg, die Klöster Marienthal und Nothgottes sowie die Abtei Sankt Hildegard nach Rüdesheim (etwa 19 km). Attraktionen sind die Schlösser, die Klöster und die Abtei. Zum Abschluss sollte man sich noch das Niederwalddenkmal und Rüdesheim anschauen.
Die Wanderung weicht von der „offiziellen“ Etappe des Rheinsteigs ab, damit eine An- und Abreise per Bahn möglich ist. Entsprechend führt die Wanderung erst vom Bahnhof in Oestrich-Winkel über einen Zuweg zum Rheinsteig-Hauptweg und später über einen Zuweg zum Bahnhof von Rüdesheim. Außerdem verlässt sie bei Johannisberg vorübergehend den Rheinsteig, um einen Besuch von Schloss Johannisberg zu ermöglichen. Dennoch entspricht die Wanderung zum größten Teil der „offiziellen“ Etappe 4 des Rheinsteigs in Süd-Nord-Richtung.
Oestrich-Winkel (Mittelheim)
Die Wanderung beginnt am Bahnhof von Oestrich-Winkel im Ortsteil Mittelheim, der per Regionalbahn (Rheingaulinie) aus den Richtungen Wiesbaden und Koblenz stündlich erreichbar ist. Der Name Mittelheim klingt technokratisch, ist aber nicht modernen Ursprungs. Vielmehr wurde der Ort schon 1292 als „Mittelnheim“ erstmals urkundlich erwähnt.
Tipp: Auf dem Weg durch Mittelheim sollte man noch einige Sehenswürdigkeiten beachten.
Wenn man vom Bahnhof aus dem gelb-weiß markierten Zuweg des Rheinsteigs und der Rheingaustraße folgt, kommt man am Rathaus von 1504 vorbei. Wer anschließend nach links der Straße „An der Basilika“ folgt, gelangt zur sehenswerten Sankt-Ägidius-Basilika von Mittelheim. Sie stammt aus dem frühen 12. Jahrhundert und gilt als älteste Kirche des Rheingaus. Kurz danach stößt man auf die Rieslingstraße und eine Bahnunterführung. Bevor man dort hindurch geht, sollte man sich vor der Unterführung noch den Reitz’schen Hof von 1559 ansehen, dessen gebogener Renaissance-Giebel mit einer Sonnenuhr besonders auffällig ist.
Der Zuweg des Rheinsteigs folgt nach der Bahnunterführung der Rieslingstraße erst nach links und dann nach rechts. Anschließend führt die Straße immer geradeaus aus dem Ort hinaus. Dabei kommt man unter anderem am Stützpunkt der Freiwilligen Feuerwehr Mittelheim, einer kleinen Marienkapelle und einem Friedhof vorbei. Auch hinter dem Ortsrand führt die Strecke fast schnurgerade auf einer Wirtschaftsstraße durch Weinberge.
Achten Sie mal darauf! Linker Hand kann man schon die ersten Ziele dieser Wanderung sehen – Schloss Vollrads und Schloss Johannisberg.
Schloss Vollrads
Nach etwa zwei Kilometern erreicht man an einer Schutzhütte den Hauptweg des Rheinsteigs. Ab dort folgen wir dessen blau-weißen Markierungen in Richtung Johannisberg und erreichen kurz darauf Schloss Vollrads (etwa 3 km ab Oestrich-Winkel, Einkehrmöglichkeit).
Ältester Teil der heutigen Anlage ist ein als Wasserburg errichteter Wohnturm aus dem frühen 14. Jahrhundert. Daneben wurden seit Ende des 17. Jahrhunderts ein barockes Herrenhaus mit einem West- und einem Nordflügel sowie mehrere Wirtschaftsgebäude erbaut.
Von Schloss Vollrads aus führt der Wanderweg weiter geradeaus durch Weinberge. Nach etwa einem Kilometer biegt der Hauptweg des Rheinsteig an einem ummauerten Weinberg nach rechts ab. Dort trifft man auch auf den gelb-weiß markierten Zuweg nach Johannisberg, dem wir nun weiter geradeaus folgen. Man überquert zwei kleine Straßen und erreicht dann den Rand des Geisenheimer Ortsteils Johannisberg.
Schloss Johannisberg
Dort geht man nach links ein Stück die Straße „Am Vogelsang“ entlang und weiter geradeaus erneut durch Weinberge. Kurz danach biegt der Zuweg nach rechts ab und umrundet ein kleines Wäldchen. Anschließend gelangt man bei der Sankt-Johannes-Basilika auf das Gelände von Schloss Johannisberg (gut 5 km ab Oestrich-Winkel).
Die romanische Basilika stammt aus dem frühen 12. Jahrhundert und war ursprünglich Teil des alten Klosters Johannisberg. Teile der Kirche und die Klausurgebäude des Klosters wurden aber im frühen 18. Jahrhundert abgerissen, um Platz für Schloss Johannisberg zu schaffen. Die zunächst barocke Schlossanlage wurde später im klassizistischen Stil umgebaut.
Der Überlieferung nach entdeckte man 1775 auf Schloss Johannisberg durch Zufall die höhere Güte einer späten Weinlese. Der Kurier mit der Erlaubnis für die Weinlese soll sich verspätet haben, so dass die Trauben schon verfault und verschrumpelt waren. Aus solchen mit Edelfäule befallenen Weintrauben entwickelte man dann die Spätleseweine. An den sogenannten Spätlesekurier erinnert noch heute ein Denkmal in einem Nebenhof des Schlosses. Allerdings sind Weine aus edelfaulen Trauben schon seit dem 16. Jahrhundert aus anderen Weinregionen belegt.
Tipp: Ich empfehle, ab Schloss Johannisberg nicht zum Rheinsteig zurückzukehren, sondern den Weg um rund drei Kilometer abzukürzen.
Stattdessen kann man bis Kloster Marienthal vorübergehend dem Rheingauer Klostersteig mit seinen blau-grünen Markierungen folgen.
Johannisberg
Der Klostersteig führt zunächst zum Ortsrand von Johannisberg (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten). Wer Lust und Zeit hat, kann sich noch im Ort umsehen. Interessant sind unter anderem die ab 1874 als künstliche Ruine erbaute Burg Schwarzenstein, in der sich ein Hotel mit Restaurant befindet, und das 1823 errichtete Schloss Hansenberg, das heute eine Internatsschule beherbergt.
Anschließend führt der Klostersteig um das neue Kloster Johannisberg herum (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit). Die Klosterkirche wurde ab 1928 und das Kloster ab 1956 errichtet. Heute befinden sich in der Anlage ein Hotel und ein Restaurant.
Kloster Marienthal
Danach überquert der Wanderweg eine Straße und führt zum Elsterbach hinab. Ab dort wandert man weiter dem Rheingauer Klostersteig folgend das Elsterbachtal hinauf. Dabei kommt man an mehreren ehemaligen Mühlen vorbei. Bei der Elstermühle durchquert der Wanderweg eine kleine Siedlung und verläuft dann durch Weinberge. Anschließend führt er durch Wald an Weihermühle, Ostermühle und Schleifmühle vorbei (jeweils mit Einkehrmöglichkeit).
Hinter der Schleifmühle überquert der Klostersteig den Elsterbach und führt dann ein Stück eine Straße entlang. Danach erreicht man den Geisenheimer Ortsteil Marienthal und das Kloster Marienthal (gut 9 km ab Oestrich-Winkel). Die Klosterkirche von 1330 ist bis heute Ziel von Marienwallfahrten, und das Kloster wird weiterhin von Franziskaner-Mönchen bewohnt.
Tipp: Man sollte sich unbedingt die Wallfahrtskirche ansehen und dort einen Moment innehalten.
Beim Kloster Marienthal stoßen wir erneut auf den Rheinsteig, dem wir ab dort wieder Richtung Rüdesheim folgen. Der Wanderweg führt zunächst durch den Wald bergauf zur Ketteler-Kapelle von 1927. Sie erinnert an den Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und wurde an dessen 50. Todestag eingeweiht.
Kloster Nothgottes
Von der Ketteler-Kapelle aus führt der Rheinsteig durch den Wald zum Ortsrand der Siedlung Marienthal, die ab den 1950er Jahren erbaut wurde. Anschließend quert der Wanderweg eine Wiese, ein Waldstück und eine Straße. Dort trifft man auf die kleine Antonius-Kapelle, die 1744 von Mönchen des nahe gelegenen Klosters Nothgottes errichtet wurde.
Danach führt der Wanderweg weiter durch den Wald einen CO2-Erlebnispfad entlang. Dort kann man auf verschiedenen Informationstafeln lesen, welchen Einfluss der Mensch auf das Weltklima hat.
Nach etwa einem Kilometer erreicht man die Stadtgrenze von Rüdesheim und das Kloster Nothgottes (etwa 12 km ab Oestrich-Winkel, keine Einkehrmöglichkeit). Die Wallfahrtskirche ging im 15. Jahrhundert aus einer älteren Kapelle hervor, das Kloster wurde im frühen 17. Jahrhundert gegründet. Die Kirche ist bis heute Ziel von Wallfahrten, und das Kloster wird seit 2013 wieder von Zisterzienser-Mönchen bewohnt.
Abtei Sankt Hildegard
Ab dem Kloster Nothgottes verläuft der Rheinsteig sanft das Stegbachtal hinab. Dabei kommt man an der Nonnenmühle vorbei (keine Einkehrmöglichkeit) und erreicht nach gut einem Kilometer eine asphaltierte Straße. Der Wanderweg folgt der Straße nach rechts über den Stegbach, verlässt diese aber kurz darauf wieder an einer Spitzkehre. Dort zweigt auch der gelb-weiß markierten Zuweg des Rheinsteigs nach Geisenheim ab.
Wir folgen aber weiter dem Hauptweg und kommen zunächst am Schießstand der Sportschützen 1956 e.V. Geisenheim/Rüdesheim vorbei. Danach führt der Wanderweg durch Weinberge unterhalb des Rüdesheimer Ortsteils Windeck. Von dort aus hat man einen schönen Blick auf Rüdesheim und das Rheintal. Außerdem kann man bereits das nächste Ziel dieser Wanderung sehen – die Abtei Sankt Hildegard.
Kurz vor der Abtei kreuzt der Rheinsteig die Straße zwischen Rüdesheim und Windeck. Vorsicht, dort wird schnell gefahren! Achten Sie beim Überqueren der Straße unbedingt auf den Verkehr! Anschließend trifft man auf den gelb-weiß markierten Zuweg nach Rüdesheim. Wir folgen jedoch weiter dem Hauptweg des Rheinsteigs Richtung Niederwalddenkmal und erreichen dann die Abtei Sankt Hildegard (etwa 15 km ab Oestrich-Winkel, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit).
Das Benediktinerinnen-Kloster wurde ab 1900 im neuromanischen Stil erbaut und ist Hildegard von Bingen gewidmet.
Tipp: Ich empfehle, noch einen Blick in die Klosterkirche zu werfen und dort einen Moment innezuhalten.
Niederwalddenkmal
Ab der Abtei Sankt Hildegard führt der Rheinsteig weiter oberhalb von Rüdesheim durch die Weinberge. Nach etwa einem Kilometer überquert der Wanderweg in der Nähe der Jugendherberge eine Straße. Vorsicht! Achten Sie dort bitte wieder auf den Verkehr!
Anschließend läuft man entlang von Weinbergen direkt auf das Niederwalddenkmal zu. Unterhalb des Denkmals trifft man beim Rebenhaus (Einkehrmöglichkeit) erneut auf einen Zuweg des Rheinsteigs nach Rüdesheim. Ich empfehle jedoch, dem Hauptweg noch ein kurzes Stück zu folgen.
Zunächst kommt man an einem Tempel aus dem Jahr 1790 vorbei und danach zum Niederwalddenkmal (etwa 18 km ab Oestrich-Winkel). Das Denkmal wurde 1883 eingeweiht und erinnert an die Gründung des Deutschen Reiches und die Einigung Deutschlands 1870/71.
Die über zwölf Meter hohe Hauptfigur stellt die vor einem Thron stehende Germania dar, also die Personifikation Deutschlands. Daneben gibt es weitere Figuren am Sockel, wie Allegorien für Krieg und Frieden sowie für Vater Rhein und Tochter Mosel, sowie am Haupt- und zwei Seitenreliefs.
Rüdesheim
Anschließend geht man am Rebenhaus vorbei auf dem Zuweg des Rheinsteigs nach Rüdesheim hinab. Wer nicht mehr laufen mag, kann auch mit der Seilbahn Rüdesheim fahren. Die Kabinenseilbahn hat eine Länge von rund 1.400 Metern, und die Fahrt dauert etwa zehn Minuten. Egal, ob Sie zu Fuß gehen oder mit der Seilbahn fahren: Unterwegs sollten Sie noch einmal den herrlichen Panoramablick auf Rüdesheim und Bingen auf der gegenüberliegenden Rheinseite genießen.
Der gelb-weiß markierte Zuweg erreicht in der Nähe des Bahnhofs den Ortsrand von Rüdesheim (Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten).
Tipp: Vor der Abreise sollte man sich noch Rüdesheim ansehen.
In der Nähe des Bahnhofs befindet sich die Brömserburg (auch Niederburg genannt) aus dem 12. Jahrhundert, in der sich heute das Rheingauer Weinmuseum befindet. Oberhalb davon sieht man die Boosenburg (auch Oberburg genannt) aus der gleichen Zeit, von der nur noch der Bergfried erhalten ist. Direkt an den wuchtigen, mittelalterlichen Turm wurde 1872 eine zartgliedrige, neugotische Villa gebaut. Heute ist die Anlage der Sitz einer Weinkellerei.
Nur rund 400 Meter vom Bahnhof entfernt liegt die Drosselgasse. Sie ist für ihre zahlreichen Weinstuben und Souvenierläden bekannt und lockt jährlich etwa drei Millionen Besucher aus aller Welt an. Auch die Sankt-Jakobus-Kirche aus dem 15. Jahrhundert am Marktplatz ist sehenswert.
Die Wanderung endet am Bahnhof von Rüdesheim (etwa 19 km ab Oestrich-Winkel). Von dort aus kann man per Regionalbahn (Rheingaulinie) stündlich in Richtung Koblenz oder Wiesbaden fahren.
- Hier finden Sie allgemeine Informationen über den Rheinsteig, dem diese Wanderung zum großen Teil folgt.
- Hier finden Sie weitere Wanderungen auf dem Rheinsteig bei RheinWanderer.de – Der Blog über Wandern am Rhein.